Sachverständigenbüro Matthias Kanitz


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Begriffe+Definitionen

Sachgebiete > Holzbau / Holzschutz

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Holzbau und Holzschutz
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Holzbau und Holzschutz sind eng miteinander verbunden. Der Holzschutz beginnt mit konstruktiven Maßnahmen im Holzbau und soll mit geringst möglichem chemischem Aufwand betrieben werden.

Seit dem 1. Juli 2009 gilt in Deutschland für die Bemessung von Tragwerken nur noch die Bemessung nach Grenzzuständen der Tragfähigkeit und der Gebrauchstauglichkeit in Verbindung mit Teilsicherheitsbeiwerten. Hier ist die DIN EN 1995 (Bemessung und Konstruktion von Holzbauten) in Verbindung mit den nationalen Anhängen seit 2012 verbindlich. (Eurocode 5) Diese europäisch harmonisierte Normenreihe ersetzt die DIN 1052.

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Für den Holzschutz maßgeblich ist die Normenreihe der DIN 68800
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DIN 68800 Teil 1 Holzschutz im Hochbau - Allgemeines
DIN 68800 Teil 2 Holzschutz im Hochbau - Vorbeugende bauliche Maßnahmen
DIN 68800 Teil 3 Holzschutz im Hochbau - Vorbeugender chemischer Holzschutz
DIN 68800 Teil 4 Holzschutz im Hochbau - Bekämpfungsmaßnahmen gegen holzzerstörende Pilze und Insekten
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Speziell im Teil 4 der Norm sind die Sanierungsmethoden für den bekämpfenden Holzschutz näher beschrieben. Diese sind hier als Regelsanierung benannt und beschreiben die Methoden, die sich als ...anerkannte Regel der Technik bei sachgemäßer Anwendung durch Fachbetriebe in der Praxis bewährt haben und von weitgehender Allgemeingültigkeit in ihrer Anwendungstechnik ist, ohne dass sie durch zusätzliche Maßnahmen jeweils auf den speziellen Einzelfall abgestimmt werden muss.
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Sowohl bei Pilzbefall als auch bei Insektenbefall sollte ein Fachmann / Fachfirma zu Rate gezogen werden, da für jegliche Bekämpfungsmaßnahmen erst einmal Ursache und der Schädigungsumfang -/mechanismus zu bestimmen sind.
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Für Pilzbefall nennt die Norm folgende Verfahren:

  • grundsätzlich die Beseitigung der Ursache erhöhter Feuchte und Trocknung der Schadensbereiche
  • Entfernen von befallenen Materialien, Myzel und Fruchtkörpern
  • Ausbau befallener Holzbauteile
  • Behandlung verbleibender Holzbauteile mit vorbeugend wirksamen Holzschutzmitteln
  • bei Befall durch Echten Hausschwamm Behandlung von Mauerwerk mit Schwammsperrmitteln


Bei Pilzbefall ist grundsätzlich zwischen dem Befall durch den Echten Hausschwamm (
Serpula lacrymans) oder durch andere Holz zerstörende Pilze zu unterscheiden. Im Regelfall erfolgt die Bekämpfung eines Pilzbefalls im verbauten Holz durch Entfernen der befallenen Holzteile. Die notwendigen Maßnahmen sind abhängig, ob Befall durch den echten Hausschwamm oder durch andere holzzerstörende Pilze (Naßfäulepilze) vorliegt. Wird die Tragfähigkeit bspw. durch Querschnittsschwächung beeinträchtigt, ist die Statik durch einen Tragwerksplaner zu prüfen.
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Bei Befall durch holzzerstörende Insekten sind in der Norm für die Sanierung folgende Verfahren genannt:

  • Ausbau befallener Holzbauteile
  • Anwendung bekämpfend wirkender Holzschutzmittel
  • Anwendung des Heißluftverfahrens
  • Anwendung des Begasungsverfahrens


Zu unterscheiden ist hier der Lebendbefall durch Trockenholzinsekten (z. B. Hausbockkäfer, Nagekäfer oder Splintholzkäfer) und deren Ausbreitung. Bei Schäden die zu einer Festigkeitsbeeinträchtigung führen können, sind alle Holzbauteile an den zugänglichen Kanten im Splintholzbereich mit angemessener Häufigkeit zu prüfen (z. B. durch Anritzen, Anbeilen, Anbohren), so dass Befallsintensität und -ausmaß festgestellt werden können. Darüber hinaus sind die Dielung, Bekleidungen u.ä soweit aufzunehmen, dass an gefährdeten Stellen die Deckenbalken oder Lagerhölzer untersucht werden können. Liegt dort Befall vor, so ist die Dielung weiter aufzunehmen. In die Untersuchung sind auch schwer zugängliche Bereiche (z. B. Ausbauten, Abseiten, Dachüberstände) einzubeziehen. Erforderlichenfalls sind hierzu Öffnungen zu schaffen.
Bei befallenen Holzbauteilen sind die tragfähigen Restquerschnitte und die Tragfähigkeit zu bestimmen............

GK

Holzfeuchte / Exposition

Allgemeine Gebrauchsbedingungen

0

trocken (ständig 20%) relative Luftfeuchte bis 85 %

Holz oder Holzprodukt unter Dach, nicht der Bewitterung
und keiner Befeuchtung ausgesetzt, die Gefahr von Bauschäden durch Insekten kann ausgeschlossen werden

1

trocken (ständig 20%) relative Luftfeuchte bis 85 %

Holz oder Holzprodukt unter Dach, nicht der Bewitterung und keiner Befeuchtung ausgesetzt

2

Gelegentlich feucht (> 20 %) relative Luftfeuchte über 85 % oder zeitweise Befeuchtung durch Kondensation

Holz oder Holzprodukt unter Dach, nicht der Bewitterung ausgesetzt, eine hohe Umgebungsfeuchte kann zu gelegentlicher, aber nicht dauernder Befeuchtung führen

3.1

Gelegentlich feucht (> 20 %) von Wasser im Holz, auch räumlich begrenzt, nicht zu erwarten

Holz oder Holzprodukt nicht unter Dach, mit Bewitterung, aber ohne ständigen Erd- oder Wasserkontakt, Anreicherung von Wasser im Holz, auch räumlich begrenzt, ist aufgrund von rascher Rücktrocknung nicht zu erwarten

3.2

Häufig feucht (> 20 %) von Wasser im Holz, auch räumlich begrenzt, zu erwarten

Holz oder Holzprodukt nicht unter Dach, mit Bewitterung, aber ohne ständigen Erd- oder Wasserkontakt, Anreicherung von Wasser im Holz, auch räumlich begrenzt, zu erwarten

4

Vorwiegend bis ständig feucht (> 20 %)

Holz oder Holzprodukt in Kontakt mit Erde oder Süßwasser und so bei mäßiger bis starker Beanspruchung vorwiegend bis ständig einer Befeuchtung ausgesetzt

5

Ständig feucht (> 20 %)

Holz oder Holzprodukt, ständig Meerwasser ausgesetzt

Die Gebrauchsklassen (GK) berücksichtigen die unterschiedlichen Einbausituationen von Holz. Die Gebrauchsklassen sind nicht deckungsgleich mit den Nutzungsklassen nach DIN EN 1995-1-1.

Im Oktober 2011 ist die überarbeitete Norm in Kraft getreten. Die aktuelle Ausgabe der DIN 68800 berücksichtigt die europäische Normung im Bereich des chemischen Holzschutzes und den dort fehlenden baulichen Holzschutz.

Im Rahmen der europäischen Harmonisierung der Normen wurden die Gefährdungsklassen von Holz gemäß DIN EN 335 Teil 2 in Gebrauchsklassen umbenannt. Unter einer gegebenen Anwendungsbedingung wird dabei unter Beachtung der geographischen Situation die Gefährdung definiert und einer spezifischen Gebrauchsklasse zugeordnet. Der Anwender kann dann Art und Dauer der geforderten Leistung berücksichtigen sowie einen angemessenen Grad der Dauerhaftigkeit auswählen um sicherzustellen, dass die angegebene Holzart oder das Holzprodukt diese Dauerhaftigkeit besitzt. Dabei spielt die natürliche Dauerhaftigkeit eine Rolle oder die Schutzbehandlung, der das Holz unterzogen wurde.
Die Gebrauchsklassen sind ebenfalls von 1 bis 5 definiert, haben aber als maßgebliches Kriterium die Beschreibung der Exposition gegenüber der Befeuchtung während des Gebrauchs. Die maßgebliche Feuchtebedingung ist dabei, ob das Holz innen oder außen verbaut ist und der Feuchtegehalt den Wert von 20 % übersteigt. (Tabelle gilt für Vollholz)


Die natürliche Widerstandsfähigkeit und Tränkbarkeit von Holz gegen holzzerstörende Pilze bzw. gegen holzzerstörende Insekten ist in der DIN EN 350 Teil 2 in einer umfangreichen Tabelle mit verschiedenen Holzarten beschrieben. Für die Klassifikation der natürlichen Dauerhaftigkeit gegen holzzerstörende Pilze wird ein 5-Klassen-System benutzt. Dabei ist die Klasse 1 sehr dauerhaft, die Klasse 5 nicht dauerhaft. Zu beachten ist allerdings, dass sich die angegebene Dauerhaftigkeit nur auf das Kernholz bezieht. Die Klassifikation gibt einen Hinweis auf die Haltbarkeit von Holz in Verbindung mit Erdkontakt, wie sie in der Gefährdungsklasse 4 beschrieben ist.
Die Tränkbarkeit wird in den Klassen 1 (gut tränkbar) bis 4 (sehr schwer tränkbar) definiert.

Weitere interessante Informationen können der Internetseite holz-schuetzen entnommen werden.

Schnittholz

Als Schnittholz werden Holzerzeugnisse wie Bretter, Balken oder Latten, die von Sägewerken hergestellt werden, bezeichnet. Es wird durch Sägen von Rundholz hergestellt und kann somit scharfkantig sein oder Baumkanten aufweisen. Um als Bauholz eingesetzt zu werden, muss das Schnittholz jedoch zunächst bis auf eine maximale Holzfeuchte von 20% getrocknet werden. Anschließend wird das Holz nach folgenden Kriterien sortiert:

Größe und Lage der Äste
Faserneigung – die Fasern sollten parallel zur Längsachse des Holzquerschnitts verlaufen
Lage und Tiefe von Rissen im Holz

Bauschnittholz ist sägerau, Brettschichtholz ist gehobelt einzubauen. Schwindrisse sind zulässig, wenn die Standsicherheit dadurch nicht beeinträchtigt wird. Tragende Konstruktionen sind aus Holz der Sortierklasse S 10 nach DIN 4074-1 und nach Maßtoleranzklasse 1 nach DIN EN 336 einzubauen.

Bauschnittholz ist im
Holzhausbau, Holzrahmenbau oder Holztafelbau mindestens
in der Sortierklasse S 10 nach DIN 4074-1 einer Baumkante kleiner als 10% der kleinsten Querschnittseite, im sichtbaren Bereich jedoch scharfkantig mit einer Holzfeuchte von maximal 18% herzgetrennt und egalisiert mit einer Maßhaltigkeit des Querschnitts nach Maßtoleranzklasse 2 nach DIN EN 336
einzubauen.

Weitere Kriterien für Bauholz sind in der DIN 4074 festgelegt. Kantholz muss demnach eine Dicke von größer oder gleich 40 mm aufweisen, um eine bauaufsichtliche Zulassung für die Verwendung als Bau-Schnittholz für aussteifende oder tragende Zwecke zu erhalten.

Seit dem Ende des letzten Jahrhunderts entwickelte sich zunehmend der Ingenieurholzbau. Bei solchen Bauten / Bauteilen kommt oftmals Brettschichtholz zum Einsatz.

Brettschichtholz

Brettschichtholz (oder kurz BSH / BS-Holz) ist ein aus mindestens drei Brettlagen verleimtes, industriell gefertigtes Produkt. Die Brettlagen sind in gleicher Faserrichtung verleimt. Brettschichtholz wird überwiegend dort eingesetzt, wo eine hohe statische Beanspruchung erforderlich ist - etwa im Ingenieurholzbau.
Hergestellt wird Brettschichtholz überwiegend aus Massivhölzern, wobei es normalerweise der Fall ist, dass Brettschichtholz aus einer Holzart hergestellt wird. Verwendete Holzarten sind zum Beispiel Fichte, Kiefer, Lärche, Douglasie oder Tanne.

Holzschutz

Die Auswahl geeigneter Bekämpfungsmaßnahmen nach einem Schädlingsbefall orientiert sich heute an dem Grundsatz: "So viel wie nötig, so wenig wie möglich." Im Gegensatz zu früheren Jahren ist die Sensibilität im Umgang mit Giften und Gefahrstoffen viel mehr verbreitet. Im Vordergrund - gerade bei Neubauten - steht heute der konstruktive Holzschutz, d.h. wie kann ich bereits in der Planungsphase durch konstruktive Maßnahmen den Einsatz von chemischen Holzschutzmitteln vermeiden.

Die Verwendung dauerhafter Holzarten kombiniert mit konstruktivem Holzschutz erspart in der Regel chemische Holzschutzmittel und entlastet die Umwelt.

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