Sachverständigenbüro Matthias Kanitz


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Begriffe + Definitionen

Sachgebiete > Ausbauarbeiten

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Ausbauarbeiten

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Hierzu zählen alle nicht anderweitig aufgeführten Gewerke wie beispielsweise Tischlerarbeiten, Malerarbeiten, Trockenbauarbeiten u.a.
Als trockene Bauweise im Innenausbau - im Gegensatz zur früher üblichen Bauweise Mauerwerk und anschließendes verputzen, bei dem viel Wasser in den Rohbau gebracht wurde - ist der moderne Akustik- und
Trockenbau (auch nur Trockenbau oder Akustikbau genannt) ein Schlüsselgewerk im modernen Gebäudeausbau. Akustik- und Trockenbau bildet eine Schnittstelle der Gewerke und verbindet diese zugleich. Dazu gehören Tragsysteme für den Sanitärrohrleger, aber auch die Koordination beispielsweise mit dem Elektriker, der seine Leitungen "unsichtbar" im Hohlraum zwischen den Platten verlegt.
Als Finishgewerk bildet die sichtbare Qualität der fertigen Trockenbauleistung oftmals den Ansatzpunkt für Mängelmeldungen. Unklare Beschreibungen im Leistungsverzeichnis (malerfertig, absolut eben usw.) bzw. den vertraglichen Vorbemerkungen sind dann oftmals der Hintergrund von Streitigkeiten, da die subjektive Erwartung des Bestellers mit den objektiven Anforderungen die sich aus den Regelwerken ergeben, auseinanderklaffen. Die Qualität der Verspachtelung von Gipskartonplatten ist in der ATV DIN 18340 geregelt. Danach gilt:

  • Q 1: Grundverspachtelung - für Flächen ohne optische Anforderungen, wenn die Flächen bspw. mit Fliesen belegt werden. Eine Grundverspachtelung ist ausreichend und umfasst das Füllen der Fugen der Gipsplatten und das Überziehen der sichtbaren Teile der Befestigungsmittel. Überstehendes Spachtelmaterial ist abzustoßen, werkzeugbedingte Markierungen, Riefen und Grate sind zulässig.
  • Q 2: Standardverspachtelung für Flächen, die mit matten, füllenden Anstrichen und Beschichtungen für mittel- und grobstrukturierte Wandbekleidungen sowie für Oberputze mit Größtkorn über 1 mm versehen werden sollen. Die Verspachtelung nach Qualitätsstufe 2 umfasst die Grundverspachtelung (Q1) und das Nachspachteln (Feinspachteln, Finish) bis zum Erreichen eines stufenlosen Übergangs zur Plattenoberfläche. Dabei dürfen keine Bearbeitungsabdrücke oder Spachtelgrade sichtbar bleiben.
  • Q 3: Hierbei werden erhöhte Anforderungen an die gespachtelte Oberfläche gestellt. Das bedeutet, es sind zusätzliche über Grund- und Standardverspachtelung hinausgehende Maßnahmen erforderlich. Qualitätsstufe 3 umfasst die Standardverspachtelung (Q2) und ein breiteres Ausspachteln der Fugen sowie ein scharfes Abziehen der restlichen Kartonoberfläche zum Porenverschluss mit Spachtelmaterial. Im Bedarfsfall sind die gespachtelten Flächen zu schleifen.
  • Q 4: Durch eine Vollflächenspachtelung oder ein Abstucken der gesamten Oberfläche werden höchste Anforderungen an die gespachtelte Oberfläche erfüllt. Im Unterschied zur Qualitätsstufe Q3 wird dabei die gesamte Kartonoberfläche mit einer durchgehenden Spachtel/Putzschicht abgedeckt. Qualitätsstufe 4 umfasst also die Standardverspachtelung (Q2) und ein breites Ausspachteln der Fuge sowie ein vollflächiges Überziehen und Glätten der gesamten Oberfläche mit einem dafür geeigneten Material (Schichtdicke min. 1 mm). Unerwünschte Effekte durch Lichteinwirkungen (z.B. Streiflicht) werden weitgehend vermieden.


Werden bei der Beurteilung der gespachtelten Oberflächen spezielle Lichtverhältnisse - z.B. Streiflicht als natürliches Licht oder künstliche Beleuchtung - bei der Abnahme mit herangezogen, ist vom Auftraggeber dafür zu sorgen, dass bereits während der Ausführung der Spachtelarbeiten vergleichbare Lichtverhältnisse vorhanden sind. Da die Lichtverhältnisse in der Regel nicht konstant sind, kann eine eindeutige Beurteilung der Trockenbauarbeit nur für eine vor Ausführung der Spachtelarbeiten definierte Lichtsituation vorgenommen werden. Die Lichtsituation ist dementsprechend vertraglich zu vereinbaren.
Sind im Leistungsverzeichnis keine Angaben über die Verspachtelung enthalten, so gilt stets die Qualitätsstufe 2 (Standardverspachtelung) als vereinbart.

Auch im Trockenbau gilt, dass Fugen und Anschlüsse zu planen sind. Bereits in der Planungsphase sind die Anforderungen hinsichtlich des Brand-, Schall-, Wärme- und des Feuchteschutzes zu berücksichtigen. Im Bezug auf den Feuchteschutz ist zu erwähnen, dass Gipsbaustoffe in der Lage sind, Feuchtigkeitsspitzen durch erhöhte Luftfeuchtebeanspruchung, wie sie beispielsweise beim Duschen entstehen, aufzunehmen und abzubauen. Bei andauernder Durchfeuchtung des Werkstoffs tritt aber eine Reduzierung der Festigkeit auf, die Tragkonstruktion verrostet. (s. Schadensbilder) Es ist zu beachten, dass imprägnierte Gipsplatten eine reduzierte Wasseraufnahme haben, aber nicht wasserbeständig sind.

Beschichtungs- und Anstrichschäden werden optisch in der Regel als Ablösungen vom Untergrund, Verfärbungen oder Blasen- bzw. Rissbildung wahrgenommen. Die Ursachen sind vielfältig und können als Resultat gestörter materialspezifischer Vorgänge (fehlende / falsche Untergrundvorbehandlung) aber auch als chemische Reaktion (bspw. Materialunverträglichkeit mit Altanstrich, Korrosionsprobleme) oder aus physikalischer Ursache (z.B. Wasserdampfdiffusion) vorliegen. Gipsplattenoberflächen sind beispielsweise vor einer weiteren Beschichtung und Wandbekleidung (Tapezierung) immer vorzubehandeln und zu grundieren. Erst mit einer entsprechend abgestimmten Grundierung lässt sich die notwendige gleichmäßige Saugfähigkeit und Festigung der Oberfläche erreichen. Bei nicht fachgerechter Ausführung der Grundierung – z.B. bei unzulässigen Abweichungen von der Verdünnungsangabe des Herstellers – stellt sich ein unterschiedliches Saugverhalten von Kartonoberfläche und Spachtelung ein. Dabei kommt es im Bereich der stärker saugenden Spachtelflächen unter anderem zu sichtbaren hell/dunkel Abzeichnungen in der Endbeschichtung. Ein zu hoher Feuchtigkeitseintrag in die verspachtelte Oberfläche der Gipsplatten, z.B. auf Grund unzulässig verdünntem Grundiermittels, nicht eingehaltener Austrocknungszeiten nach der Grundierung kann sogar zur Rissbildung bei der Austrocknung der Oberfläche führen. Nur mit ausreichender Kenntnis der Baustoffeigenschaften, den spezifischen Eigenschaften der Beschichtungsstoffe und den einwirkenden Umwelteinflüssen kann eine Ursachenforschung erfolgversprechend vorgenommen werden.

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